Wissenswertes

Die Blütezeit der Flügelaltäre fällt in die Spätgotik. Zwischen 1470 und 1520 entstanden neben den großen, berühmten auch kleine Meisterwerke von meist namenlosen Meistern, die Zeugnisse einer Epoche sind, die sich der Einheit von Architektur, Plastik und Malerei verschrieben hatte. In Deutschland wird die Zeit von 1350 bis 1520/30 als Spätgotik bezeichnet.
In Italien gehörte die Zeit ab 1400/1420 bereits zur Renaissance.  
Die Endphase des europäischen Baustils, der in der Kunst- und Architekturgeschichte als Gotik bezeichnet wird und der in die Renaissance übergeht, wird Spätgotik genannt. Sie zeichnet sich aus durch eine Hinkehr zu mehr Schlichtheit. Die im Protest gegen den aufwändigen gotischen Baustil entstandenen einfachen Hallenkirchen der Bettelorden sowie die Backsteinbauten Norddeutschlands setzen sich durch, weshalb man in dieser Zeit auch von der Reduktionsgotik spricht. In diese Zeit fällt aber auch ein neues  Bildprogramm, das den dargestellten Menschen ein hohes Maß an Individualität im Ausdruck verleiht. Ein Widerschein dieser großartigen Neuerung in der Kunst findet sich auch im Bildprogramm der spätgotischen Flügelaltäre.
Der Flügelaltar ist eine Sonderform des Altaraufsatzes, also eines Retabels, bei welchem der Altarschrein zum Mittelschrein wird, der durch zwei, vier oder mehr Altarflügel geschlossen werden kann. Die kunstgeschichtlich bekannteste Form ist der zweiflüglige, der in seiner offenen Form ein Tryptichon ergibt. Der spätgotische Altaraufsatz ist zumeist in der offenen Form ein Schnitzretabel, während er in der geschlossenen Form Malerei zeigt. Der Flügel- oder Klappaltar wird seiner thematischen Wandelbarkeit wegen auch Wandelaltar genannt. In der Predella wurden früher auch in einem Sepulcrum Reliquien aufbewahrt.
 
Auf der Straße spätgotischer Flügelaltäre zwischen Elbe und Fläming können Sie eindrucksvolle Beispiele solcher Flügelaltäre von hoher handwerklicher Kunst in einer Reihe von Dorfkirchen sehen, welche die Umbauten und Veränderungen in anderen Epochen nahezu schadlos überlebt haben